Colonel-Village : Oberstdorf
Colonel-Village : Oberstdorf
Telefonat: "Ist da die Beratungsstelle für Alkoholiker?"
"Hier Alkoholikerberatung, haben Sie Sorgen?"
"Ja, ich wüßte gerne, wie man Erdbeerbowle ansetzt!"
Männer, die von ihren Frauen überraschend verlassen werden, sind
oft ratlos. Klar ist, dass 'Mann' sich an seiner Verflossenen für
erlittene Schmach rächen will. Aber wie? In der für sie
ungewohnten Situation greifen viele Männer schnell zu falschen
Mitteln:
Vom Plakatieren einschlägiger Nacktfotos in der Nachbarschaft über
Säureattentate auf das Auto der Ex bis hin zum Amoklauf mit Beil
oder Schiessgewehr reicht die Palette der wenig eleganten
Methoden, mit denen verlassene Ehemänner versuchen, sich ihrer
Alten unvergesslich zu machen. Es geht aber auch anders. Nämlich
so:
1.) Die Lotto-Lothar-Methode
Knacken Sie in der Woche nach der Trennung einfach mal den mit 20
Millionen Mark gefüllten Lotto-Jackpot. Kaufen Sie sich einen
roten Lamborghini und drei Klasseweiber für Beifahrersitz und
Rückbank.
Fahren Sie mit dieser lustigen Blase Abend für Abend im
Schritttempo an der Wohnung Ihrer Ex vorbei. Lassen Sie die Weiber
dabei vor Begeisterung laut juchzen und quietschen. Dann erzählen
Sie überall herum, Ihre Ex-Frau hätte Ihnen die Gewinnzahlen im
Schlaf verraten.
Nachteil: Wenn Ihre Ex im Schlaf die falschen Zahlen gemurmelt
hat, können Sie die Sache voll vergessen
2.) Die Superpreisausschreiben-Methode
Funktioniert wie Methode 1, nur umgekehrt: Sorgen Sie dafür, dass
Ihre Ex-Frau und ihr neuer Liebhaber überraschend eine Flugreise
gewinnen. In den Iran. Schmuggeln Sie in das Gepäck der beiden
Frischverliebten eine Fotomontage, die Ayatollah Khomeni und
hochrangige schiitische Würdenträger bei einem opulenten
Spanferkelessen mit Salman Rushdie zeigen. Geben Sie dem Zoll in
Teheran einen kleinen Tipp.
Nachteil 1.: Die Rache ist nur kurz. Nachteil 2.: Auch
Steinigungen sind eher blutig und deshalb unfein.
3.) Die Flohmarktmethode
Kaufen Sie etwa 50 geschmacklose Toilettenbürstenständer
(Gartenzwerge mit nacktem Gesäß etc.), Feuerzeuge in Penisform und
Furzkissen und bieten Sie diese Gegenstände auf dem Flohmarkt an.
Schreiben Sie auf ein großformatiges Schild: Aus der Sammlung
meiner Frau Ines Schmidt, neuerdings wohnhaft Meisenstrasse 32
etc.. und lassen Sie dieses Ensemble auf die vorbeiflanierenden
Passanten wirken. Deuten Sie bei jedem entsetzten Aufschrei auf
das Schild mit der Adresse Ihrer Ex-Frau.
Nachteil: Für einen Flohmarktstand muss man allzu früh aufstehen.
Erfolg nicht kontrollierbar.
4.) Die Berühmte-Schauspieler-Methode
Angenommen, Ihre Ex-Frau schwärmt für Richard Gere (und sie tut
es, die alte Schlampe. da können Sie sich ganz sicher sein):
Treten Sie unter irgendeinem Vorwand in der Fernsehshow 'Wetten
dass...' auf.
Wetten Sie mit Thomas Gottschalk, dass Sie innerhalb von fünf
Sekunden die im Saal anwesenden Damen in Verzückung versetzen
werden. Sagt Tommy dann 'Top, die Wette gilt': Reißen Sie sich mit
einem Ruck die Gummimaske mit Ihrem Alltagsgesicht vom Kopf.
Lassen Sie darunter das edle Antlitz von Richard Gere zum
Vorschein kommen. Erklären Sie dem Publikum, dass Sie Richard Gere
sind und Sie nur deshalb jahrelang mit der Gummimaske gelebt
haben, weil es der Dalai Lama von ihnen verlangte.
Sorgen Sie sich nicht darum. dass Ihre Ex-Frau von dem Vorgang
Wind bekommt. Dafür sorgen schon ihre besten Freundinnen.
Nachteil: Mehrere Ehejahre mit einer Gummimaske herumzulaufen,
kann ziemlich anstrengend sein. (Pickel- und Mitesserbildung,
Schwitzen, allergische Reaktionen, Krätze etc.)
5.) Die Kombinationsmethode
Sollten Ihnen alle genannten Racheaktionen nicht zusagen.
Kombinieren Sie doch einfach die verschiedenen Methoden: Greifen
Sie dazu noch einmal auf die 20 Millionen aus Ihrem Lottogewinn
zurück. Verpflichten Sie für einen Teil des Geldes einen Trupp
entschlossener Revolutionswächter aus dem Iran. Lassen Sie die
fanatischen Moslems vor der neuen Wohnung Ihrer Ex-Frau und ihres
Geliebten aufmarschieren. Wenn die Perser der Ehebrecherin mit
Steinigung drohen, treten Sie überraschend auf den Plan, reißen
sich die Gummimaske vom Gesicht und bombardieren als Richard Gere
das Steinigungskommando mit arschförmigen Toilettenbürstenhaltern
und Furzkissen aus der Sammlung Ihrer Frau. Haben Sie schließlich
die Iraner erfolgreich vertrieben, schnappen Sie sich den völlig
verängstigten Geliebten Ihrer Frau, fahren mit ihm nach Holland
und gehen mit ihm eine Ehe ein. Versprochen: Ihre Ex-Frau wird
Augen machen bzw. die Ohren anlegen resp. sich in den Arsch beißen.
Nachteil: Eventuell diplomatische Verwicklungen mit dem Iran.
(Vorher Scharping oder andere Person, die dem mächtig ist, fragen!)
Vorteile: Der Mann wird garantiert nicht schwanger und kann als
Diplomingenieur ganztags dazuverdienen. Sie können derweil
gemütlich zu Hause sitzen und in Ruhe Ihre Lottozahlensammlung
durchnumerieren. Auch was Feines.
Ich packe so gegen 11 Uhr an einem freien Mittwoch mein Handtuch,
ein Buch, eine Flasche ALDI-Mineralwasser und eine Flasche
Sonnencreme ein und setze mich ins Auto. Natürlich müsste ich
nicht mit dem Auto fahren. Ich könnte ja auch mit dem Rad fahren.
Aber Rad fahren ist genauso zum Kotzen wie Staßenbahn fahren und
zu Fuß geht nun wirklich nicht! Also, ich fahre zum Schwimmbad.
Je näher ich dem Schwimmbad komme, um so größer wird die Zahl der
Radfahrer, die mit sonnigem Gemüt kreuz und quer nebeneinander und
sowieso überall auf der Straße herumschlingern, die Sonnenbrille
auf der Nase und tonnenweise Krempel im Körbchen, wie zum Beispiel
Luftmatratzen, Kühlboxen, Sonnenschirme oder ihren Nachwuchs. Man
könnte glauben, manche wären aus ihren Häusern vertrieben auf dem
Weg in die Fremde, aber nein, sie wollen tatsächlich nur einen Tag
ins Schwimmbad.
In tiefem Vertrauen auf den lieben Gott und meine Geduld rauschen
sie also unkoordiniert vor meinem Auto herum, aber ich lasse mich
nicht entmutigen und suche einen Parkplatz. Schatten wäre toll. Am
besten nicht zu weit weg. Ich suche ungefähr eine halbe Stunde und
stelle mich dann siebeneinhalb Kilometer vom Eingang entfernt
gegen die Fahrtrichtung im absoluten Halteverbot auf einen
sonnendurchfluteten Radweg, den die oben erwähnten Bekloppten
komischerweise eisern ignorieren.
Vor der Kasse steht eine riesige Menschenmenge. Darunter auch fünf
ältere Herren im Team Telekom-Outfits, die lauthals verkünden dass
sie nach 20 Kilometern Rad fahren jetzt noch 25 Bahnen schwimmen
werden. Interessante Triathlon-Variante: mit dem Fahrrad ins
Schwimmbad, mit dem Krankenwagen wieder zurück. Drei Teenies
zwängen sich durch die Reihe nach vorn. Auf meinen freundlichen
Hinweis, sie sollten sich doch bitte hinten anstellen, antwortet
einer mit einem ebenso freundlichen: "Halt doch die Fresse,
Schwuchtel!". Aber ich freu mich einfach nur weiter auf das kühle
Nass und passe nebenbei auf, dass mir im Gedränge keiner den
Geldbeutel klaut.
An der Kasse mache ich meinen Anspruch auf Ermäßigung geltend. Die
freundliche Dame bittet mich herein, lässt sich Studentenausweis,
Personalausweis, Führerschein, EC-Karte, Organspender-Karte,
Impfpass und Geburtsurkunde vorlegen und unterzieht mich einem
Lügendetektor-Test. Nachdem das BKA meine Fingerabdrücke überprüft
hat gewährt man mir tatsächlich ermäßigten Einlass in den Badespaß-
Park!
Ich suche mir ein nettes Plätzchen auf der Wiese, lege mein
original rotes Schwuchteltuch auf ein Ameisenloch und eine alte
Portion Pommes und freu mich auf den schönen Tag. Die Vöglein
singen, die Kinder schreien und die Kids nebenan erfreuen das
ganze Schwimmbad mit dem lieblichen Geschrei von Rammstein,
welches aus ihrem Ghettoblaster dröhnt. Dann erfreue ich die
Bienen und Wespen indem ich mich von Kopf bis Fuß mit einer
pampigen stinkigen Sonnencreme einschmiere. Sofort summen sie
lustig um mich herum.
Ach, das Leben ist schön! Nachdem ich mich eine halbe Stunde in
der Sonne geräkelt habe, bekomme ich langsam Durst und greife zu
meinem Wasser. Als ich gerade trinken möchte donnert mir ein
Fußball lustig hinten auf die Birne, was dazu führt, dass ich mir
am Flaschenhals ein noch lustigeres kleines Stück vom Schneidezahn
abschlage. Ich drehe mich um und da steht, so ein Zufall! Das
sympathische kleine Arschkind vom Eingang! Entschuldigend sagt der
kleine zu mir: "Geb mein Ball her, du Missgeburt!" Da kann ich
natürlich nicht nein sagen und werf ihm den Ball zu.
Im Schwimmbad ist es echt toll! Doch ein Schluck Wasser konnte
mich nicht wirklich erfrischen. Zeit für einen Sprung ins kühle
Nass! Nachdem ich einen netten Mann neben mir darum gebeten habe,
doch ein Auge auf meine Sachen zu haben, während ich schwimme,
schlendere ich zum Becken.
Hier ist es toll! Viele kleine Kinder rennen herum. Eins rennt mir
mit dem Kopf in die Eier und fängt an zu heulen. Die Mutter
schreit mich ein wenig an, was mir einfiele, so einfach am Becken
vorbeizugehen wenn ihr Kind da herumtobt. Ja, das tut mir
natürlich Leid, hätt ich auch wirklich besser aufpassen müssen.
Endlich bin ich im Wasser. Das ist echt schön! Das Sonnenöl von
tausenden Leuten schillert auf der Wasseroberfläche, durch die
Chlor-verätzten Augen scheint die Welt in einen lieblichen
Schleier gehüllt. Ich tauche unter und genieße gerade den Wechsel
zwischen kaltem Wasser und warmem Pipi als mir ein nettes kleines
Kind vom 3-Meter-Brett auf den Rücken springt. Als ich japsend
auftauche, um mich zu entschuldigen, sehe ich, dass es ja genau
das gleiche Kind wie eben war! Hach wie nett! Hoffentlich hat es
sich nicht weh getan! Es hört auch tatsächlich gleich auf zu
weinen, nachdem ich ihm meine Uhr geschenkt habe. So ein liebes
Kind! Raus aus dem Wasser, zurück zum Platz.
Als ich dort ankomme, ist der nette Nachbar, der ein wenig auf
meine Sachen aufgepasst hat, nicht mehr da. Mein Geldbeutel auch
nicht. Dafür aber sein Hund, der gerade mein Schnitzelbrötchen
frisst um danach in meinen Turnschuh zu scheißen. Netter Hund!
Eigentlich bin ich sehr ausgeglichen, aber jetzt ist es doch
langsam genug. Ich packe meine Sachen zusammen und den blöden Hund
in die Kühlbox seines freundlichen Herrchens. Selbige lasse ich
feierlich im Wellenbecken zu Wasser und schaue mir belustigt den
wilden Ritt an, während ich ein paar Takte "Surfin USA" pfeife.
Mit dem Handy des Herrchens rufe ich eine 0190-Nummer an und werfe
es dann aufs Dach der Umkleidekabinen. Jetzt hab ich micht schon
beinahe beruhigt. Ich schlendere zu meinem Fußball-Freund, nehme
ihm den Ball ab und schieße ihn mit einem beeindruckenden
Vollspann aus einem Meter Entfernung direkt in sein nettes
Gesicht. Nachdem er blutüberströmt nach hinten umgefallen ist,
nehme ich die Gelegenheit wahr, in seinem Rucksack noch ein
kleines Feuerchen zu legen und mache mich auf den Weg zum Ausgang.
Als ich am Beckenrand vorbeikomme sehe ich meinen Kumpel vom 3-
Meter-Brett. Da der Bademeister gerade dabei ist, einen Telekom-
Opa aus dem Becken zu fischen nutze ich den Moment, schnapp mir
die Badehose des netten kleinen Schweinepriesters und hänge sie
nicht weit entfernt an einen hohen Ast. Als ich am Ausgang ankomme
schau ich mich ein letztes Mal um: Der Fußball-Penner hüpft
plärrend um seinen brennenden Rucksack herum (das Feuer hat
inzwischen auf benachbarte Bastmatten übergegriffen), die kleine
Nervensäge hüpft nackt unter dem Badehosen-Baum herum (Umzingelt
von kreischenden Mädchen) und der nette Nachbar sucht seinen Hund.
Die fest verschlossene Kühlbox zieht immernoch ihre Bahnen im
Wellenbecken und das Handy funkelt mir lustig vom Umkleidendach
zu. Die Rechnung muss inzwischen bei etwa 98 Euro liegen.
Als ich zum Auto zurückkomme hängt ein Strafzettel drann. Ich nehm
ihn ab, lese ihn aufmerksam durch und esse ihn auf. Dann steig ich
in mein brütend heißes Auto und denke: Gar nicht schlecht, so ein
Tag im Freibad.